Lean Malin Wejwer

[growing up]

 

 

ich packe meinen koffer

 

ich nehme mit den geruch des waldes und die gänsehaut

nach dem barfußlauf durch den kleinen bach hinterm haus

und das quietschen der markise unserer nachbarn

 

ich nehme mit den alten teddy und das lexikon

den geruch nach apfelkuchen in der küche

und den deutschrap aus dem zimmer meines bruders

zu jeder tages- und nachtzeit

 

ich nehme mit das bild der alten frau aus der bücherei

und den geruch des alten teppichs

und diesen einen fleck an der wand im treppenhaus

 

ich nehme mit die schwüle luft und die stille

kurz bevor sich das gewitter entlädt

und die abenteuer auf dem spielplatz

und das toben auf der wiese, bevor die eltern einsammeln

zum abendessen

 

ich nehme mit das wackeln auf meinem schreibtischstuhl

und die hässliche fassade des hauses gegenüber

und die pollen von dem einen baum, dessen namen ich nicht weiß

aber sie kleben immer gelb auf den autos

wenn es geregnet hat

 

ich nehme mit die kälte im keller und die feuchte wärme unterm dach

den abgewetzten lauf des treppengeländers unter meiner hand

und die erinnerung an das planschbecken auf dem balkon

 

ich nehme mit die traurigkeit und die freude,

die einsamkeit und die freundschaft, das auseinanderfallen

und das zusammenhalten und den mut und die hoffnung

und die entdeckerfreude

 

und dann schließe ich den koffer,

schließe die tür und gehe die stufen stufen stufen

mit tränen in den augen und einem lächeln im gesicht

zu neuen ufern

 

zu neuen ufern. und es ist okay.